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Es hört doch jeder nur das, was er versteht


Mein heutiger Impuls beschäftigt sich mal wieder mit dem Thema „Kommunikation“. 🗣️


Der zwischenmenschliche Kontakt ist so spannend und herausfordernd und ganz oft ist uns das gar nicht wirklich bewusst. Wir denken immer, der andere wüsste schon, worüber wir reden. Das ist ja meistens auch so. Wir haben uns auf „Konzepte“ verständigt und so ist es auch vollkommen ausreichend, wenn wir von „dem Auto“ sprechen oder von „der Arbeit“. Wir haben sofort ein Bild im Kopf, das es uns ermöglicht, dem anderen zu folgen. Dabei ist es in der Regel egal, dass „mein“ Auto ein Seat Leon und das Auto, das der andere im Kopf hat, ein Mercedes V-Klasse ist. Es beschreibt einfach nur die Tatsache, dass ich ein Werkzeug habe, mit dem ich von A nach B komme. Wenn wir nun aber über die Ladekapazitäten des Autos sprechen würden, bräuchte man jetzt schon auch nochmal andere Informationen und das Wort „Auto“ ist schon nicht mehr ausreichend.


Und so ist das eigentlich mit allem, über das wir reden. Uns ist es nur meist nicht bewusst, dass meine Definitionen und Konzepte und auch Erfahrungen zu gewissen Themen vollkommen von dem abweichen können, was der andere so mitbringt. Und so rede ich über etwas, bin auch echt der Meinung, mich gut und richtig auszudrücken und vergesse dabei, dass der andere aber nur das hören kann, was er auch versteht. Er braucht zu meinen Worten ebenfalls ein Konzept. Eine ähnliche Erfahrung, eine ähnliche Definition – ansonsten wird er etwas anderes hören. Er wird etwas anderes verstehen.


Das wäre soweit ja auch gar nicht schlimm, wenn wir nicht automatisch davon ausgehen würden, dass der andere schon weiß, was wir meinen und dann unterstellen, er wolle uns nicht verstehen oder die Reaktion, die dann folgt, sei ein bewusster Angriff oder eine bewusste Fehlinterpretation.


Hierzu mal wieder eine kleine Geschichte, die uns vielleicht hilft zu verstehen, dass wir immer nur eine eigene Wahrheit haben und dass das Streiten über die Richtigkeit nur ganz selten einen Sinn ergibt.


Die Blinden und der Elefant


Es waren einmal fünf weise Gelehrte. Sie alle waren blind. Diese Gelehrten wurden von ihrem König auf eine Reise geschickt und sollten herausfinden, was ein Elefant ist. Und so machten sich die Blinden auf die Reise nach Indien. Dort wurden sie von Helfern zu einem Elefanten geführt. Die fünf Gelehrten standen nun um das Tier herum und versuchten, sich durch Ertasten ein Bild von dem Elefanten zu machen.


Als sie zurück zu ihrem König kamen, sollten sie ihm nun über den Elefanten berichten. Der erste Weise hatte am Kopf des Tieres gestanden und den Rüssel betastet. Er sprach: "Ein Elefant ist wie ein langer Arm." Der zweite Gelehrte hatte das Ohr des Elefanten ertastet und sprach: "Nein, ein Elefant ist vielmehr wie ein großer Fächer." Der dritte Gelehrte sprach: "Aber nein, ein Elefant ist wie eine dicke Säule." Er hatte ein Bein des Elefanten berührt. Der vierte Weise sagte: "Also ich finde, ein Elefant ist wie eine kleine Strippe mit ein paar Haaren am Ende", denn er hatte nur den Schwanz des Elefanten ertastet. Und der fünfte Weise berichtete seinem König: " Also ich sage, ein Elefant ist wie eine riesige Masse, mit Rundungen und ein paar Borsten darauf." Dieser Gelehrte hatte den Rumpf des Tieres berührt.


Nach diesen widersprüchlichen Äußerungen fürchteten die Gelehrten den Zorn des Königs, konnten sie sich doch nicht darauf einigen, was ein Elefant wirklich ist. Doch der König lächelte weise: "Ich danke Euch, denn ich weiß nun, was ein Elefant ist: Ein Elefant ist ein Tier mit einem Rüssel, der wie ein langer Arm ist, mit Ohren, die wie Fächer sind, mit Beinen, die wie starke Säulen sind, mit einem Schwanz, der einer kleinen Strippe mit ein paar Haaren daran gleicht und mit einem Rumpf, der wie eine große Masse mit Rundungen und ein paar Borsten ist."


Die Gelehrten senkten beschämt ihren Kopf, nachdem sie erkannten, dass jeder von ihnen nur einen Teil des Elefanten ertastet hatte und sie sich zu schnell damit zufrieden gegeben.


Diese Geschichte stammt von Frau Maulana Jalaluddin Rumi, aus dem Buch : "Fihi Ma Fih" (Von allem und von einem) – kopiert aus www.lichtkreis.at



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